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Insiderin Wien: Iris Kaltenegger
Verein Open House Wien
Die Architektin Iris Kaltenegger initiierte "Open House" - ein Projekt, bei dem Mitte September erstmals 70 architektonisch wertvolle Gebäude für Besucher geöffnet wurden.
Die Wiener sollen ihre eigene Stadt entdecken - so das Konzept des Open House. Was haben Sie zuletzt in Wien neu entdeckt?
Neben meinem Engagement für Open House mache ich laufend Führungen am WU Campus. Seit einiger Zeit gibt es dort das StadtBiotop, einen temporären Ort für Kunst und Kultur. Ich habe entdeckt, dass es ab 17. November einen Weihnachtsmarkt gibt. Hoffentlich eine Neuinterpretation abseits von Kitsch und Kram.
Vorgestellt wurde Open House in der Bawag P.S.K.-Zentrale am Georg-Coch-Platz, einem Jugendstiljuwel von Otto Wagner. Welche Klassiker der Wiener Zeitgeschichte schätzen Sie?
Eine völlig unterschätzte Epoche war die Wiener Siedlungsbewegung der 1920er-Jahre. Innerhalb weniger Jahre wurden fast 50 Siedlungen geschaffen, außerdem war es der Grundstein der Wohnbaupolitik des roten Wiens. Mein persönlicher Favorit ist der Ferdinand-Lassalle-Hof. Vor allem die Holzstiege in den letzten Stock hat es mir angetan.
Ferdinand-Lassalle-Hof, Lassallestraße 40, 1020 Wien
Sie bezeichnen sich als urbane Nomadin, flanieren gerne durch Wien. Entwerfen Sie einen Stadtspaziergang für uns! Welche Viertel haben es Ihnen angetan?
Die Entwicklung der Reindorfgasse im 15. Bezirk finde ich sehr spannend. Sie zeigt, was das Engagement einzelner Leute in der Stadt bewirken kann. Eine Oase ist der Karmelitermarkt im 2. Bezirk, wo ich auch wohne. Gott sei Dank ist er ein typischer Marktplatz geblieben! In den angrenzenden Gassen haben sich einige lustige Geschäftsideen angesiedelt, wie zum Beispiel das Wulfisch in der Haidgasse oder das Café Fett+Zucker in der Hollandstraße.
Viele architektonische Schätze sind verborgen, wie das erste Wiener Strohhaus in einem Innenhof in Mariahilf. Erzählen Sie uns von anderen versteckten Architekturjuwelen!
Im Innenhof eines Häuserblocks im 9. Bezirk befindet sich ein alter Jagdpavillon aus dem 19. Jahrhundert - nun das Clubhaus einer Tennisanlage. Außerdem hoffen wir, dass nächstes Jahr die schiffbautechnische Versuchsanstalt im 20. Bezirk dabei ist. Sie hat ihre Ursprünge ebenfalls in der k.-u.-k.-Zeit! Mehr möchte ich aber noch nicht verraten. Das nächste Open House findet übrigens am 12. und 13. September 2015 statt!
Erstes Wiener Strohhaus, Mollardgasse 12a, 1060 Wien
Sie hosten das Fotoprojekt "Sense of Belonging", eine Sammlung an Schnappschüssen, die die persönliche Stadtwahrnehmung des jeweiligen Fotografen zeigt. Wie nehmen Sie Wien derzeit wahr? Was ist toll, was hat Verbesserungspotential?
„Sense of Belonging“ hat mir geholfen, mich Wien zu nähern. Ich bin in Salzburg geboren, wohne erst seit ungefähr fünf Jahren hier. Wien ist ein Schmelztiegel, in dem momentan viele spannende Entwicklungen passieren. Ungefähr die Hälfte der Menschen, die momentan in Wien leben, wurden nicht hier geboren. Ich genieße die Mischung aus Urbanität, ländlichen Dialekten und exotischen Einschlägen. Aus meiner Zeit in London schätze ich viele unterschiedliche Kulturen, die eine Stadt beeinflussen. Erst durch Widersprüche, die sich daraus ergeben können, entsteht ein Dialog, der die Kraft hat, neue Impulse zu setzen. Ein etwas gelassenerer und entspannter Umgang untereinander könnte dabei manchmal nicht schaden.
Im Rahmen des Open House riefen Sie zum Posten von "Squashies" auf - Selfies, bei denen man sein Gesicht neugierig gegen eine Scheibe drückt. Wo in Wien ist Ihr Squashie entstanden?
Ich muss zugeben, dass mein Squashie im Fotostudio entstanden ist. Unsere Kampagne hat Philipp Forstner fotografiert, ein toller Fotograf, der zum Beispiel auch die Care Österreich-Kampagne fotografiert hat.
Als Teil des Architektenduos Fabric sind Sie im zweiten Bezirk in der Zirkusgasse beheimatet, einer Gegend, die seit vielen Jahren boomt. Was sind Ihre Anlaufstellen im Grätzel?
Das Supersense im Dogenhof macht seinem Namen alle Ehre. Die wilde Mischung aus Kaffeebar und Conceptstore muss man einfach gesehen haben. Außerdem ist für mich der Donaukanal meine Strandmeile vor der Haustür.
Viele Wiener Restaurants sind auch architektonisch anspruchsvoll. Verraten Sie uns Ihre persönlichen Favoriten!
Für eine kurze Besprechung gehe ich gern ins Corbaci. Das liegt zentral im MuseumsQuartier, ist aber durch die Lage im Nebenhof nicht überlaufen. Die orientalische Fliesendecke weckt Urlaubsgefühle. Falls es etwas ganz Besonderes sein soll, empfehle ich das Le Loft im 18. Stock des Sofitel (Praterstraße 1). Es hat die beste Aussicht der Stadt – Blick auf den Stephansdom inklusive. Das beste Lokal rund ums In-Viertel Yppenplatz ist das Wetter (Payergasse 13). Schlichte und schöne Einrichtung und herrlich italienisches Essen! Andere Favoriten von mir sind Finsterer Stern (Schulhof 8) und das Xpedit (Wiesingerstraße 6) im ersten Bezirk, der Salettl-Pavillon im 19. Bezirk (Hartäckerstraße 80) und Zum Gschupftn Ferdl im sechsten Bezirk (Windmühlgasse 20).
Teil des Open House war das Boutiquehotel Stadthalle, in dem Besucher sich bei Führungen durch die Zimmer wie auf Urlaub fühlten. Welches Hotel empfehlen Sie Freunden auf Wien-Besuch?
Ich empfehle das Hotel Topazz der BWM Architekten oder die umgebauten Geschäftslokale von Urbanauts.
Verein Open House Wien
Zirkusgasse 21/23
1020 Wien
+43 680 2379234
www.openhouse-wien.at