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Insider Wien: Erwin K. Bauer
buero bauer
Kommunikationsdesign auf höchstem Niveau – das ist das buero bauer in Wien, die Gesellschaft für Orientierung und Identität. Kopf des multidisziplinären Büros ist Erwin K. Bauer.
Erst kürzlich fanden in Wien die Architekturtage statt. Wo stehen Wiens architektonische Glanzstücke?
Spannend ist der Campus der Wirtschaftsuniversität (WU) – geplant von sechs internationalen Stararchitekten und -architektinnen, darunter Hitoshi Abe, Zaha Hadid und Nomad Architectos. Auf dem abwechslungsreichen Campus bildet das Orientierungssystem die visuelle Klammer aller Gebäude. Es wurde nach den Prinzipien des Inclusive Design geplant – es spricht jeden an und schließt niemanden von wichtigen Informationen aus.
Welche Stadtteile entwickeln sich gerade besonders rasant?
Es passiert unglaublich viel in Wien. Mit etwa 25.000 zusätzlichen Einwohnern pro Jahr braucht es Platz. Ein Quartier der Seestadt Aspern (Seestadtstraße 27) steht schon als Rohbau – der Wald an Baukränen ist beeindruckend. Auf dem Weg dorthin fährt man mit der neuen U2 an Gärtnereien, Feldern und Brachflächen vorbei. Man fühlt sich wie am Land und denkt sich: „Ist das schon oder noch Wien?“ Aber auch andere Stadtteile entwickeln sich prächtig. Der Gürtel hat mit dem Büro- und Wohngebäude „hernalser“ von pool Architektur ein neues Highlight. Vom Dach, einem der höchsten Punkte im Zentrum Wiens, hat man eine unglaubliche Aussicht. Upcoming ist sicher Meidling. Aber auch der 10. Bezirk rund um den Hauptbahnhof macht eine bemerkenswerte Wandlung durch. Wir sind mit unserem Büro ganz nahe dran und spüren förmlich die Vibration.
Ihr Büro liegt in der Alpenmilchzentrale im 4. Bezirk. Bitte führen Sie uns zu den Lieblingsspots in Ihrem Grätzl!
Hier gibt es einiges: Das klassische Café Goldegg mit den typisch wienerischen Kellnerinnen und Kellnern (Argentinierstraße 49), die Feinkost Opocensky mit einer Theke voll ausgesuchter Köstlichkeiten, einem ambitioniert gekochten Mittagstisch und einem kleinen, aber feinen Weinregal (Favoritenstraße 25). Da ist der winzige Salon Wichtig, der von einer österreichischen Grafikerin betrieben wird. Geboten wird asiatisches Curry, das schmeckt, als wäre es ein echtes Dschungelcurry – das liegt an den thailändischen Köchinnen – auf jeden Fall ein lebendiger Hotspot, hoch frequentiert von den Studierenden der Technischen Universität (TU). Ein guter Tipp ist auch Babettes in der Schleifmühlgasse 17, eine Kochbuchhandlung samt Küche, in der man mittags essen und abends Kochkurse belegen kann – sehr familiär, sehr qualitätsvoll. Besonders gern habe ich auch den Karlsplatz: den Teich und die Skulptur von Henry Moore im Kontrast mit der Karlskirche. Daneben dann das Wien Museum von Oswald Härdtl (Karlsplatz 8) und rechts die alte TU. Ich liebe Events wie das Popfestival, bei dem man hier scheinbar die ganze Stadt trifft (www.popfest.at). Gleich daneben gibt es jetzt auch den TU-Container, ein mobiles Stadtlabor, in dem es immer wieder spannende Vorträge und Präsentationen zu Architekturthemen gibt.
Wo holen Sie sich in Wien Inspiration für Ihre Arbeit?
Mein Weg vom Büro mit dem Fahrrad an der Donau nach Hause, nach Weidling/Klosterneuburg, ist jeden Tag ein neues Erlebnis, das mich am Donaukanal entlangführt, wo das Leben an einem warmen Abend pulsiert. Eine Empfehlung ist die Hafenkneipe: gutes Bier, Liegestühle und kommunikative Menschen, mit denen man schnell ins Gespräch kommen kann.
Hafenkneipe, Donaukanal bei der Franzensbrücke, 1020 Wien
In der Alpenmilchzentrale konzentriert sich die Kreativität. In welchen anderen Wiener Vierteln geht es ähnlich zu?
Super ist der zweite Bezirk. Da gibt es die Schraubenfabrik und viele andere Kreativhubs. Aber auch im Stuwerviertel nahe der neuen WU und weiter draußen hinter der Trabrennbahn tut sich einiges. Hier mieten viele Künstler ihre Ateliers. Ein außerirdischer Ort sind die staatlichen Künstlerateliers an der Rückseite der Krieau, die immer wieder neu an österreichische Künstlerinnen vergeben werden. Die Gebäude sind in ihrer Ausstrahlung sakral – sie wurden zur Weltausstellung 1900 erbaut und sind noch weitgehend unverändert.
Was haben Sie in Wien erst kürzlich ganz neu für sich entdeckt?
Das Metcha Matcha. Mein Freund, der Molekularbiologe Alwin Köhler, hat es mir gezeigt. Man fühlt sich wie in Japan – ein kleiner Imbiss, ausgesucht freundlich und unglaublich authentische Speisen. Für mich als Asien-Fan eine wahre Freude. Eine Wiederentdeckung ist das Palais Schwarzenberg – diesen Oktober findet dort die Vienna Design Week statt (www.viennadesignweek.at, Schwarenbergplatz). Das Labor mit seinem experimentellen Setup in der ehemaligen Gärtnerwerkstatt wird das Zentrum sein. Junge Kunst findet man im Ausstellungsspace „super“ in der Schönbrunner Straße 10. Der ist bei Eröffnungen immer so voll, dass der Bus auf der Straße kaum vorbeikommt. Auch gut ist „oben“ gegenüber vom Semperdepot, wo in einem spektakulären Saal im 4. Stock zeitgenössische Kunstinstallationen gezeigt werden (Lehargasse 7).
Sie planen und gestalten unter anderem Orientierungssysteme, etwa für das Wien Museum. Wo in Wien sind solche Systeme gelungen?
Vorbildlich sind die Wiener Linien, die mit ihrer Grundbeschriftung nicht nur einen Klassiker der 1970er-Jahre vom österreichischen Grafiker Tino Erben haben, sondern auch immer weiter forschen – seit Kurzem findet man am neuen Hauptbahnhof eine taktile Beschriftung für Blinde und ein Video mit Gestensprache, das Gehörlosen den Weg weist. Das ist Inclusive Design in Best Practice! Für Fahrradfahrer wird auch viel getan: Die neuen Fahrradkarten der Mobilitätsagentur, zuletzt mit einer Spezialausgabe für Studierende, machen wirklich Sinn – ich bin überhaupt für mehr Radfahrerinnen und Radfahrer in der Stadt! Potential hat die Stadt vor allem bei einem durchgängigen Infosystem für Gäste. In Wien gibt es unterschiedliche Generationen von vielen verschiedenen, teilweise widersprüchlichen Schildersystemen. Ich wünsche mir ein durchgängiges System, das Orientierung via Mobile Devices, gedruckter Stadtpläne und Kennzeichnung vor Ort medienübergreifend verbindet.
In der Stadt sprießen neue Lokale und Hotels fast wie die Schwammerl aus dem Boden. Welche Neuzugänge zählen aktuell zu Ihren Favoriten?
Roberto’s Bar am Bauernmarkt 11-13 ist ein Ort zum Relaxen, in dem man wirklich persönlich betreut wird. Auch gut ist „If dogs run free“ (Gumpendorfer Straße 10). Ich mag Gregorio und Chieh-shu, zwei junge, engagierte Architekten, die hervorragende Drinks mixen – und übrigens auch die coole Mensa am Campus WU gestaltet haben. Empfehlenswert ist auch das Burgring 1, an dem ich die radikal entkernte Architektur schätze (Burgring 1). Antizyklisch gesehen empfehle ich, als Sohn einer Konditor- und Bäckermeisterin, die Konditorei Sluka hinter dem Parlament. Hier wird echte Wiener Konditorkunst zelebriert – das hat klassische französische Patissier-Dimensionen! Gar nicht neu, aber unglaublich gut – so etwas gehört auch zur Wiener DNA!