Zeitreise in Wiens einstige Kinos
Kino der Orte
Das Tourneeprogramm "Kino der Orte" spürt in Wien ehemaligen Orten der Film- und Kinogeschichte nach und erweckt sie noch einmal zum Leben.
Das Kino – darin trifft sich die Filmwissenschaft mit der Besucherstatistik – hat seine glorreichsten Zeiten hinter sich. Einst Massenmedium und die öffentliche Meinung prägend, haben die Orte des gemeinsamen Filmerlebnisses an Bedeutung eingebüßt. Institutionen wie dem Filmarchiv Austria ist zu verdanken, dass sie alles tun, das filmische Erbe in Erinnerung zu behalten. Dazu gehören auch die einstigen Lichtspieltheater der Stadt.
Die Reihe "Kino der Orte" öffnet längst geschlossene Kinos noch einmal. 2014 in 14 Programmen an sieben Standorten kann der Kinogeschichte und mit ihr der Wiener Stadtgeschichte nachgespürt werden. Pulsierende Orte wie das Währinger Bürgertheater, zuletzt als Erotikkino im Einsatz, werden ebenso bespielt wie das Phönix-Kino an der Lerchenfelder Straße. Dieser von Hans Prutscher gestaltete Neubau bildete 1912 ein Monument der Kinomoderne. Im ehemaligen Eos-Kino an der Landstraßer Hauptstraße ist heute eine Humana-Filiale untergebracht. Das imposante Foyer erinnert daran. Stadtauswärts Richtung Westen hat sich dank einer engagierten Kreativ-Bürogemeinschaft ein Stummfilmsaal mit Holzbalkonen und Vorführraum erhalten. Stets an die Orte angepasst, zeigt “Kino der Orte” im hippen Start-up-Loft Woddy Allen.
Die Expedition einer „langsam versinkenden Kinotraumlandschaft“ lässt sich auch zum Anlass nehmen, den Blick für noch aktive Kinos zu schärfen, vom Gartenbaukino am Stubenring bis zum Metrokino, der Heimspielstätte des Filmarchivs, die derzeit ganz gegen den Trend der Zeit renoviert und erneuert wird.