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Ein Mode-Store wie eine Yacht

Mühlmann

Der Flagshipstore des Tiroler Modelabels Mühlmann bringt nautische Architektur in die Innsbrucker Altstadt.

von Peter Schernhuber / 29.07.2014

Tritt man ein durch die Glastüre, deren moderner Stil das Haus in Innsbrucks Altstadt von jenen ringsum unterscheidet, man könnte meinen, ein internationales Haute Couture-Label hat hier seine Zelte aufgeschlagen - oder treffender: eine Yacht angelegt.

Architekt Rainer Köberl hat für das Tiroler Modelabel Mühlmann einen gänzlich in glänzendes Weiß gehaltenen Flagshipstore entworfen. Im Zentrum dominiert eine Kanzel, die Bug und Kommandobrücke eines Schiffs mimt. Nur 30 Quadratmeter misst der Store in der Seilergasse, unweit des „Goldenen Dachls“. Für den nüchternen Entwurf hat Köberl den historischen Raum bis auf seine Grundmauern entkernt. Eine filigrane Kleiderstange zieht sich, angelehnt an eine elegante Reling, entlang des Mauerwerks. Boden, Decke und Wände sind glänzend lackiert. Die Kleider sind farblich sortiert. Den teils rustikalen und groben Stoffen bietet der zurückgenommene Raum ein ideales Display. Die stellenweise Verwendung von Ziegenleder schlägt den Bogen zum Modelabel.

Was heute wie eine Boutique von Welt wirkt, hat seinen Ursprung in den frühen 60er-Jahren in Außervillgraten. Als Hermann Mühlmann damit begann, Kleider zu fertigen, waren lokale Modelabels noch Maßschneidereien. Seither hat sich der Modemarkt grundlegend geändert. Der Familienbetrieb wuchs auf 80 Mitarbeiter und schrumpfte erneut auf gegenwärtig 20. Mit qualitativ hochwertigen Kleinserien hat Bernd Mühlmann Jahre später die Traditionsschneiderei zu einem Modelabel transformiert. Gefertigt wird nach wie vor in Außervillgraten. „Handmade in the Alps“, so der Slogan. Verarbeitet werden lokale Materialien wie Loden und Walk, Leinen, Cupro und eben auch Leder. Jene Stücke im Laden, die nicht aus der eigenen Kollektion stammen, sind ebenfalls fast gänzlich in Osttirol gefertigt.

Ob der Mühlmann-Flagshipstore deshalb an ein Boot erinnert, weil damit symbolisiert werden soll, dass die Mode jederzeit in alle Welt verschifft werden könnte, sei dahin gestellt. Allenfalls ist der Laden ein Stück Urbanität inmitten eines traditionsverliebten Settings, das man weltweit und in dieser Art doch nur in Innsbruck finden kann.



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