Insider Tirol: Wolfgang Wallner

Ich habe lange in der Altstadt von Hall gewohnt. Dort finde ich noch immer Details an Häusern, die ich davor noch nicht gesehen habe, in denen Handwerkskunst und Materialkenntnis zusammenkommen. Ich betrachte aber auch gerne natürliche Strukturen, die zum Beispiel entstehen, wenn Schwemmholz vom Wasser zusammengetragen wurde oder wenn Gletscher Findlinge im Hochgebirge verteilt zurücklassen. Solche Bilder inspirieren mich und schärfen meinen Blick.

Ich mag die Arbeit von Hermann Graber. Er hat einen poetischen Blick auf die ausgeschiedenen, scheinbar wertlosen Dinge und gibt ihnen damit die geraubte Würde wieder.

Die Skulptur „Guten Tag Hall in Tirol“ vom japanischen Bildhauer Makoto Fujiwara, die vor der Sparkasse steht, gefällt mir sehr gut. Es ist dies ein Serpentin, der wie ein Riegel daliegt und eigentlich unbearbeitet wirkt, bis auf eine horizontal verlaufende Rinne, die einen Blick in sein Inneres zulässt. Das frühgotische Fresko in der Magdalenakapelle (Anm.: neben der Pfarrkirche) ist zwar nicht im öffentlichen Raum, aber öffentlich zugänglich: Es zeigt das Jüngste Gericht und ich bin immer wieder beeindruckt, wie treffend der Künstler die vielen menschlichen Charaktere darstellen konnte.

Im Herbst war ich in Griechenland, im Gestrüpp hinter einem Kloster habe ich dort eine alte Leiter aus Holz gefunden, die jetzt in meiner Wohnung, an die Wand gelehnt, als Regal dient. Im Resort Conceptstore in Innsbruck habe ich eine Industrielampe gefunden, die mir mit ihrem rauen Design sehr gefällt.

Die Mittagsmenüs in der Bar Centrale sind fein - und das Flair aus Modern und Alt gefällt mir dort gut.

Das Gasthaus zum Goldenen Löwen ist immer wieder toll: gutes Essen und einzigartiges Flair in alten Bürgerstuben, zwischen Kunst und Kuriosem. In den Kellergewölben findet sich die Diana Bar. Wohl jener Ort in Hall, an dem man sich - je später der Abend, desto sicherer - trifft.

Bei der Geldbäckerei ging es um Betrachtungen unseres Finanzsystems. Ähnliche Veranstaltungen kenne ich in Tirol nicht. Das Kulturlabor Stromboli hat aber auch ein breites Spektrum an Off-Produktionen. Wer in Hall internationale Kultur erleben will, kommt um das Osterfestival (www.osterfestival.at) und das Musik+ (www.musikplus.at) nicht herum. Das Programm besteht hier schwerpunktmäßig aus Musik verschiedener religiöser Traditionen und klassischen Tanzproduktionen der Moderne.

Freunde dürfen gerne bei mir wohnen! Wenn es aber ein Hotel sein soll, dann ist das Parkhotel mit dem Welzenbacher Turm meine Empfehlung.

Ich mag es, am Oberen Stadtplatz zu sitzen und auf einen Bekannten zu warten, der zufällig vorbeikommt. Der Stiftsplatz strahlt eine große Ruhe aus, vielleicht ergießt sich dort die Stille aus dem angrenzenden Damenkonvent? Für ein romantisches Treffen empfehle ich den Holz-Pavillon im Stiftsgarten, ein ehemaliges Brunnenhaus mit schöner Deckenmalerei.