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Hochschober-Chefin Karin Leeb: "Corona verändert viel"

Hotel Hochschober

Sie erwartet einen engeren Reise-Radius, macht das Ungewisse zur neuen Gewissheit und gedankliche Planspiele für die Zeit danach: Karin Leeb, Eigentümerin und Geschäftsführerin vom Hotel Hochschober auf der Turracher Höhe in Kärnten, über die Herausforderungen und Chancen für Hoteliers während der Corona-Krise.

von A-List / 31.03.2020

Die Hochschober-Chefitäten: Karin Leeb und ihr Mann Martin Klein. c Hotel Hochschober

A-LIST: Wie verbringst du den Tag in der Corona-Krise?
Was alles seit Freitag, den 13. (!) geschah: Am Sonntag, den 15.3. haben wir unsere Gäste – Gott sei Dank bislang alle ohne Corona-Infektion – vorzeitig verabschiedet. Am Montag, den 16.3. haben wir mit unseren Mitarbeitern gemeinsam den Hochschober für eine unfreiwillige und ungewiss lange Schließphase zum Schlafen gelegt. Und seit Dienstag, den 17.3. arbeiten wir Eigentümer und unser verbleibendes Team rund um Buchhaltung, Lohnverrechnung und Marketing isoliert von zu Hause aus. Wir stimmen uns täglich um 9 Uhr mit Video-Konferenzen ab, welche Arbeiten zu erledigen sind, wir diskutieren schwerwiegende Fragen zu Kurzarbeit & Co., wir sprechen uns Mut zu und geben uns gegenseitig das Gefühl, als Team auch diese Extremsituation meisten zu können. Normalerweise arbeiten auch während der Schließzeit im Hochschober an die 20 Mitarbeiter an Instandhaltung, Wartung, Abrechnungen, Statistiken. Dazu kommen im Normalfall Handwerker aller Professionen, die das Haus für die Wiedereröffnung auf Vordermann bringen. Oder es gibt Umbauten mit knappem Zeitplan. Jetzt ist alles anders – alles ist im Stand-by- bzw. im Shut-Down-Modus.
Wir alle versuchen, so gut es geht, die Isolation und Kontaktverbote zu beherzigen. Für uns als Familie bedeutet dies auch eine „plötzliche Nähe“, die es mit zwei heranwachsenden Jugendlichen (bald 15 und bald 17) zu meistern gilt. Hausarbeit, kochen, putzen, mit dem Hund spazieren gehen – alles will aufgeteilt und organisiert sein. Diese wiederkehrenden Aufgaben geben dem Tag Struktur, kollidieren aber auch mit den gedanklich enorm fordernden Gesprächen, Telefonaten und der Arbeit am Laptop. Fixpunkt im neuen Alltag ist meine Laufrunde möglichst zum Sonnenaufgang, die langen Gassi-Runden mit dem Hund und die Erledigungen für meine Mama, die wir streng auf Abstand halten.

Hier geht's zur A-List-Story über das Hotel Hochschober.

A-LIST: Gibt es für dich persönlich, für deine Familie, auch gute Seiten am neuen Tagesablauf? Was hast du in den letzten Wochen gemacht, wozu du seit Jahren nicht gekommen bist?
Ich empfinde drei tägliche gemeinsam zubereitete und eingenommene Mahlzeiten mit unseren Kindern als absolutes Geschenk. Auch wenn es nicht immer lustig ist, dass keiner davonlaufen kann – wohin denn auch? Wir führen ernste Gespräche über die Selbstverständlichkeit aller Annehmlichkeiten, die unser Hotel-Alltag uns immer geboten hat. Wir blödeln aber auch mit den Kindern, haben Freude an unserem völlig unerzogenen Hund. Mir wird bewusst, wie eng getaktet sowohl die Offenhalte-Monate als auch der Monat des Betriebsurlaubes immer waren. Für alles gab es eine Zeit, für alles einen genauen Plan.

WIE GEHT DIE REISE WEITER? 10 Trends für den Sommerurlaub 2020

Mit diesen Hoteliers sprechen wir noch über die Corona-Krise:

Martina Toifl vom The Mozart Hotel Salzburg: Krisen beflügeln

Rösslwirtin Gudrun Peter: Kraftplatz nach Corona

Der Regentanz von Puradies-Chef Michael Madreiter

Hochschober-Chefin Karin Leeb: "Corona verändert viel"

Krone Hittisau: Dietmar Nussbaumer über Corona

Dietmar Silly: Privat, privater, Pures Leben

Die Hollmanns über das Post-Corona-Reisen

Kraft, Mut und Fleiß: Hotel Stein-Direktorin Margot Weindorfer

Family Austria Hotels: "Glück hoch 2"

ARX Hotel: Klasse statt Masse im Tourismus

Hotel Seefischer: Michael Berndl schaut mit den Augen der Gäste

Blaue Gans Salzburg: Andi Gfrerer und die Achtsamkeit

Riederalm Leogang: Reisen ist Freiheit

Bergergut-Chefin: Mehr Sinn und Tiefgang

Golden Hill: Hideaway als Urlaubszuhause

Auf der Welle: Im Hotel Hirschen in Vorarlberg

Stadthotel Brunner: Mitte finden in Schladming

Steiermark: Neue Langsamkeit im Hotel Höflehner

Das Goldberg: Vera Seer über geschenkte Zeit

 

10-Punkte-Liste für die Quarantäne

A-LIST: Was hast du in den letzten Wochen gemacht, wozu du seit Jahren nicht gekommen bist?
Jetzt gibt es mal keinen Plan außer, dass jeden Tag alles wieder neu geplant werden muss. Auf Twitter, Facebook & Co. lese ich, was die Menschen doch alles ENDLICH erledigen konnten in der Quarantäne! Den Kleiderschrank sortieren, den Keller aufräumen, den ausgedehnten Frühjahrsputz. Soweit bin ich leider noch nicht. Ich hätte eine 10-Punkte-Liste, was ich alles noch erledigen möchte. Bis jetzt war jeder der 14 Tage vollgepackt mit unvorhergesehenen Dingen. Da war ich froh, wenn ich einfach mal in die Luft schauen konnte – um danach schnell wieder auf allen Kanälen die „Breaking News“ der letzten halben Stunde zu erhaschen.

Die Seesauna im Spa des Hotel Hochschober. c Hotel Hochschober

A-LIST: Welche Plätze in deiner Gegend geben dir momentan Kraft?
Wir halten uns streng an die Ausgangsbeschränkungen und fahren weder zum Spaß mit dem Auto herum oder entfernen uns zu weit von zu Hause. Bevor es die Ausgangsbeschränkungen gab, dachte ich: „Endlich kann ich die perfekt präparierten Turracher Pisten für mindestens täglich eine Skitour nützen“. Seit mir bewusst ist, dass jede Skitour andere Menschen in Gefahr bringt, habe ich weder eine Skitour noch eine Bergwanderung oder Radtour unternommen.
Was mir dennoch Kraft gibt: Jeder Moment in der Natur, die mir vor Augen führt, dass rund herum alles seinen gewohnten Gang geht. Die Vögel fangen um dreiviertel Fünf zu zwitschern an, es taut, es friert, es fällt frischer Schnee, der Wind pfeift ums Haus. Es ist alles da, nur wir erleben die Natur im Moment völlig anders. Aber es wird wieder Tage geben, wo uns das Herz leicht ist und wir das alles unbeschwert genießen und sicher noch mehr schätzen werden.

A-LIST: Nach dem ersten Schock - wie schätzt du die Lage in deiner Region und deinem Haus ein? Welche Pläne gibt es für die Zukunft?
Ich nehme an mir selber wahr, dass ich schockierende Ansichten/Prognosen/neue Wahrheiten nicht unmittelbar annehmen kann. Es braucht immer ein paar Tage. Kurz nachdem wir am 15.3. den Hochschober geschlossen hatten, habe ich ein sehr tiefgründiges Mail eines enorm geschätzten Tiroler Kollegen bekommen. Er hat eine düstere Zukunft ausgemalt, mit massiven Auswirkungen auf den Sommer und einer Normalisierung frühestens im Herbst oder Winter. Damals dachten wir noch, „mit einem blauen Verlust-Auge“ im Winter davon gekommen zu sein und am 29.5. planmäßig in den Sommer zu starten. Bestenfalls wie immer mit vollem Haus und guten Vorbuchungen für den Sommer. Jetzt denken wir auch über einen späteren Sommer-Start nach, denn die medizinischen Zahlen sprechen einfach eine klare Sprache. Und auch wenn sich der Inlandstourismus als erstes wieder erholen wird, werden die Gäste aus Deutschland zeitverzögert an Auslandsreisen denken können. Geschweige denn, dass Flugreisen stattfinden werden und internationale Gäste in den Hochschober kommen können.
Wir stimmen uns im Moment mit unseren Best Alpine Wellness-Kollegen täglich ab, wir pflegen Kontakt zu einigen Kärntner Hoteliers, wir beobachten, verfolgen Aussagen der Politik und machen uns jeden Tag einen neuen Reim darauf. Je konzertierter wir in der Kommunikation unseren Gästen gegenüber vorgehen, umso besser ist es für uns alle. Fest steht, dass kein Gast, der für den Sommer gebucht hat, einen Nachteil haben wird. Storno-Regularien werden angepasst, Anzahlungen gutgeschrieben, Umbuchungen angeboten, wir alle wollen doch wieder die Häuser zum Laufen bringen! Wir stellen uns vor, dass der Hochschober um die Hälfte verkleinert ist – wie können wir uns aufstellen in der Organisation, um das zu leisten? Wir überlegen, dass die Gäste auch neue hygienische Anforderungen an ihren Urlaub haben – was in der „Customer Journey“ wird sich komplett verändern? So stellen wir gedankliche Planspiele an, um uns auf die Zeit „danach“ einzustellen.

Wann kommt die Reisefreiheit wieder?

A-LIST: Was unternimmst du in deinem Hotel, damit Gäste jetzt buchen oder umbuchen?
Wir bleiben mit unseren Gästen via Social Media und Newsletter in Kontakt. Viele Gäste sind noch im Terminfindungsprozess für die Umbuchungen aus dem Winter in den Sommer. Erschwerend kommen da die Unsicherheit bezüglich Reisefreiheit, Wiedereröffnung und Sommerferien-Regelung und den finanziellen Möglichkeiten der Gäste hinzu. Wir machen keinen Druck auf Buchungen oder Umbuchungen. Wichtiger ist es jetzt, emotional in Kontakt zu bleiben, die Verbindung nicht abreißen zu lassen. Gutscheine funktionieren erstaunlich gut. Es gibt ja „trotz Corona“ Geburtstage, Hochzeitstage, Ostern steht vor der Türe, Muttertag ebenso!

Viel Ruhe im Urlaub in der Bibliothek. c Hotel Hochschober

A-LIST: Was sind deine drei Forderungen an die Politik?
Ich finde es beschämend, dass die Politik und die wiedererstarkte Sozialpartnerschaft uns Hoteliers Kredite als Unterstützung verkaufen für eine Notlage, die wir nicht selbst verschuldet haben, sondern die VÖLLIG richtigerweise aus Solidarität der Generationen und aus der Menschenwürde heraus auf uns zugekommen ist. Generationen von Unternehmern haben alle ihre Kraft, Arbeit, ihren Mut und ihre Ausdauer in diese Betriebe gelegt, um jetzt als Bittsteller dazustehen.
- Wir brauchen rasche, unbürokratische Hilfe, keine perfekt geölte Krisenkommunikation, die nur auf den ersten Blick gut klingt (Stichwort Kurzarbeit als Allheilmittel, ohne die Frage nach der Finanzierung zu stellen, und ob für Betriebe mit Betriebsurlaub sinnvoll).
- Wir brauchen Sicherheit hinsichtlich der Umsatz-Ersatzleistungen, die durch das Außerkraftsetzen des Epidemie-Gesetzes jetzt völlig im luftleeren Raum schweben.
- Wir brauchen Planbarkeit hinsichtlich der Wiedereröffnung, eine offene Kommunikation mit den Hoteliers bzw. unseren Interessensvertretern.

A-LIST: Wie heißt dein Leitsatz in der Krise?
Ich versuche jeden Tag, das Ungewisse zu meiner neuen Gewissheit zu machen. Und bewahre mir immer ein „positives Lösungsbild“: Der Hochschober wird auch diese Krise meistern!

Sehnsucht nach Natur bleibt

A-LIST: Was sagt dein Bauchgefühlt: Wie wird Corona das Reisen generell verändern? Wird es langsamer oder schneller? Weiter oder näher?
Corona wird viel verändern, aber die Sehnsucht nach Natur, nach Geselligkeit, nach Kommunikation, danach, seinem Körper und seiner Seele etwas Gutes zu tun, wird bleiben. Im ersten Schritt denke ich, wird der Radius des Reisens enger sein, die Menschen werden das Bekannte, das Vertraute suchen, das Beständige. Der neue Konservativismus kommt vielleicht auf uns zu. Aber es wird auch enorm viel Solidarität mit dem Urlaubsland Italien geben, da bin ich mir sicher. Dafür lieben wir unsere südlichen Nachbarn und das Lebensgefühl dort einfach zu sehr!

A-LIST: Was ist dein Best-Case-Szenario?
Mein Best-Case-Szenario sieht so aus, dass wir ab diesem Moment wieder auf allen Kanälen Nachfrage herein bekommen, dass wir unseren schönen Turracher Bergsommer mit Bikepark, Wandern und Wellness bewerben können. Dass wir die bis Anfang März hervorragende Vorbuchungs-Position für den Sommer fortführen können und voller Dankbarkeit und ganz ohne Selbstverständlichkeit einen wunderbaren Sommer und Herbst erleben.

A-LIST: Was sind die Dinge, die du nach der Krise unbedingt machen willst und wirst?
Die Frage ist, „wann ist nach der Krise“... Nennen wir es so: Nach der Krise ist für mich, wenn wir alle unsere Aufgaben so gemacht haben, dass der Hochschober wieder so auf Schiene ist, dass ich abends ohne gravierende Sorgen einschlafen kann. Dann werden wir gemeinsam mit unseren Mitarbeitern eine richtig schöne Feier veranstalten (die als Winter-Abschluss ebenfalls Corona zum Opfer gefallen ist). Und privat werde ich mit meinem Mann auf den Schoberriegel gehen, auf die Turrach und die drei Seen hinunter schauen und mir denken: „Schau, das haben wir auch gemeistert“. Um danach bei der Samhütte eine Brettljause und einen Radler zu genießen!



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